24 Sep, 2019

Offenlegung von THG-Emissionen

Für 2.900 börsennotierte Unternehmen – 76 Prozent der globalen Marktkapitalisierung – setzt der Temperatur-Score die öffentlich berichteten THG-Emissionen jedes Unternehmens auf der Grundlage sektorspezifischer Emissionspfade in eine Celsius-Temperatur um.

INSIGHTS Research

  • 78 der 200 weltweit größten Unternehmen nach Marktkapitalisierung berichten nicht über Scope-3-Emissionen, Daten aus Temperature™.
  • Der Temperatur-Score ist ein neues Dateninstrument, das bewertet, wie ca. 3.000 Unternehmen weltweit über Treibhausgasemissionen und ihren Beitrag zur globalen Erwärmung berichten.
  • Die Analyse zeigt: Nur ein Fünftel der bewerteten Unternehmen (20 %) bleiben bis 2050 auf dem 1,5°C-Pfad, ohne drastische Schritte zur Verringerung der Emissionen zu unternehmen.

New York/ London/ Frankfurt, 24. September 2019 – Mehr als ein Drittel der 200 größten Unternehmen der Welt legen ihre Treibhausgasemissionen (THG) nicht vollständig offen. Dies geht aus einer Analyse des Temperature™ Score hervor, einem neuen Dateninstrument, das heute von Arabesque S-Ray vorgestellt wurde. Der Temperature™ Score bewertet, wie Unternehmen weltweit über THG-Emissionen berichten und zur globalen Erwärmung beitragen. Das Tool ist das erste seiner Art, das vollständig auf berichteten Daten basiert und Unternehmen mit unvollständiger Emissionsberichterstattung identifiziert.

Der Temperature-Score, der 2.900 börsennotierte Unternehmen – 76 % der globalen Marktkapitalisierung – abdeckt, übersetzt die öffentlich berichteten THG-Emissionen jedes Unternehmens auf der Grundlage sektorspezifischer Emissionspfade in eine Celsius-Temperature. Die Indikatoren des Instruments lassen einen Mangel an Transparenz und Dringlichkeit seitens der Unternehmen in allen Marktsektoren erkennen. Die Analyse des Temperature-Score zeigt, dass 52 der weltweit größten 200 Unternehmen nach Marktkapitalisierung sowohl die Scope-1-Emissionen, die die direkten Emissionen der Unternehmen berücksichtigen, als auch die Scope-2-Emissionen, die die indirekten Emissionen aus dem gekauften Strom berücksichtigen, nicht vollständig offenlegen. 78 dieser 200 Unternehmen geben ihre Scope-3-Emissionen, die alle anderen indirekten Emissionen umfassen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens auftreten, ebenfalls nicht an.

Die Veröffentlichung des Ergebnisses fällt mit einem neuen Sonderbericht zusammen, der morgen vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) veröffentlicht wird. Dieser warnt davor, dass die Menschheit ohne dringende Maßnahmen beispiellosen Risiken durch den schnellen Anstieg des Meeresspiegels ausgesetzt ist, der große Küstenstädte und die Vertreibung von Hunderten Millionen Menschen bedroht.

Die Analyse des Temperature-Scores zeigt, dass, während etwas mehr als die Hälfte der erfassten Unternehmen (53 %) einen kurzfristigen Wert haben, der mit dem ehrgeizigsten Ziel des Pariser Abkommens übereinstimmt, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5°C zu begrenzen, nur ein Fünftel der Unternehmen (20 %) bis 2050 auf diesem Weg bleiben werden, ohne drastische Schritte zur Reduzierung des Treibhausgasausstoßes zu unternehmen. Weitere Analysen zeigen, dass fast ein Zehntel (9 %) der Unternehmen, die die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) – die Empfehlungen für freiwillige klimabezogene Finanzangaben erarbeiten will – unterstützen, ihre Emissionen nicht vollständig melden.

Der Temperature-Score besteht aus zwei Teilen: dem Haupt-Score und drei Schlüsselindikatoren. Der Score wird anhand sektorspezifischer Klimapfade berechnet, die auf den Szenarien der Internationalen Energieagentur (IEA) und den BIP-Prognosen der OECD basieren. Das Instrument vergleicht die aktuelle Emissionsintensität eines Unternehmens mit den prognostizierten Emissionsintensitäten für 1,5°C-, 2°C- und 2,7°C-Szenarien des globalen Temperaturanstiegs. Jedes Unternehmen erhält eine kurzfristige (2030) und eine langfristige (2050) Bewertung.

Öffentlich berichtete Unternehmensemissionen werden auf einen Temperaturwert von 1,5°C, 2°C, 2,7°C, >2,7°C umgerechnet. Wenn ein Unternehmen seine Emissionen nicht gemäß den Richtlinien des GHG-Protokolls und der TCFD öffentlich berichtet, erhält es einen unvollständigen Offenlegungswert von 3°C.

Drei zusätzliche Indikatoren werden berechnet, um einen weiteren Einblick in das Niveau der Klimaaktivitäten des Unternehmens zu geben:

  • Ziel – Hat das Unternehmen mit der Initiative „Science Based Targets“ ein Ziel, die THG-Emissionen auf ein Niveau zu senken, das mit einem 2°C-Szenario vereinbar ist?
  • Trend – Sind die jüngsten Emissionsreduktionen des Unternehmens dem Weg gefolgt, der erforderlich ist, um Netto-Null-Emissionen zu erreichen und den globalen Temperaturanstieg auf 1,5°C zu begrenzen?
  • Scope 3 – Gibt das Unternehmen einen Teil seiner Scope-3-Emissionen an?

Christiana Figueres, ehemalige geschäftsführende Generalsekretärin des UN-Klimarahmenprogramms, sagte anlässlich der Einführung des neuen Scope 3: „Der Temperature-Score ist eine sehr innovative Methode, um den Beitrag zu messen, den Unternehmen zum Temperaturanstieg leisten. Wir haben ein kleines, aber sicheres Zeitfenster, um alle notwendigen Anstrengungen zu unternehmen, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen und damit zu einer sichereren, produktiveren, sozial integrativeren und wohlhabenderen Welt beizutragen. Als ein Transparenzinstrument, das für Investoren, für Unternehmen, die sich miteinander vergleichen wollen, und für politische Entscheidungsträger hilfreich sein wird, hat der Temperature-Score das Potenzial, eine wichtige Kraft für Veränderungen zu sein.“

Andreas Feiner, CEO der Arabesque S-Ray GmbH erklärte : „Der Hauptzweck bei der Entwicklung des Temperature-Scores besteht darin, die Transparenz und Genauigkeit bei der Berichterstattung über Emissionen zu erhöhen und diejenigen Unternehmen hervorzuheben, die Maßnahmen zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs ergreifen. Zu viele Unternehmen berichten immer noch nicht öffentlich über ihre Emissionen. Dennoch integrieren Investoren die Klimascores in ihre Investitionsentscheidungen. Dies geschieht aber nur durch Schätzung von Emissionsdaten anhand von Modellen. Diese Strategie hindert aber Investoren daran, ein genaues Risikomanagement zu betreiben, da es keine Möglichkeit gibt, zwischen den Unternehmen zu unterscheiden, die berichten und eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz übernehmen, und denen, die dies nicht tun. Folglich gibt es für nicht berichtende Unternehmen mit hohen Emissionen keinen Anreiz zur Berichterstattung. Es mag den Anschein haben, dass Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um ihre Auswirkungen auf den Klimawandel zu reduzieren. Dies kann aber ohne öffentliche Prüfung der Daten nicht verifiziert werden. Mit dem Temperature-Score wollen wir mehr Transparenz in die Emissionsberichterstattung bringen und alle Stakeholder stärken.“

Yolanda Kakabadse, ehemalige Präsidentin des World Wildlife Fund (WWF) International betonte: „Die Klimakrise ist kein Problem, das sich um ein paar Jahre verschieben lässt. Sie ist hier und jetzt. Das können wir an Extremereignissen wie der zunehmenden Häufigkeit von Dürren und Überschwemmungen auf der ganzen Welt sehen. Da Unternehmen für einen erheblichen Anteil der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, kommt dem Privatsektor eine entscheidende Rolle zu, wenn es darum geht, die schlimmsten Szenarien der globalen Erwärmung zu vermeiden. Instrumente wie der Temperature-Score sind von unschätzbarem Wert, um die Vorreiter und Nachzügler in der Emissionsberichterstattung besser zu beleuchten, was zum Nutzen aller sein wird.“